Prof. Dr. G. MerkelAuszüge aus dem „Betriebsblatt VEB Kombinat Robotron“ bzgl Vorgeschichte und Fakten zum ESERgekürzte Fassung ; Original siehe http://robotron.foerderverein-tsd.de/111/robotron111a.pdf |
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Der VEB Kombinat Robotron aus der Sicht von N. C. Davis (US CIA) und S. E. Goodman (Princeton University) in Computing Surveys, Vol.10, No. 2, June 1978, P 93-121: „…Der VEB Kombinat Robotron, der Hersteller der ES 1040, ist in den Augen westlicher Beobachter die beste Rechnerfirma im Ostblock. Die Forschungs-, Entwicklungs-, Produktions- und Ausbildungsstätten befinden sich in verschiedenen Gebieten der DDR, wobei der Hauptsitz in Dresden ist. Ein Großteil der Produktion der ES 1040 ist noch nicht automatisiert, jedoch ist die Ausführung der Arbeiten von hoher Qualität ... Das Leitungspersonal und die Ingenieure von Robotron sind sehr fähig, und Wartung, Service und Ausbildung finden nicht ihresgleichen im RGW. ...“(ins Deutsche übersetzt von Merkel, G.) Der VEB Kombinat Robotron nach Klaus Krakat in der „Schlussbilanz der elektronischen Datenverarbeitung in der früheren DDR“ von 1990 ([26], S. 35, S. 40): „Robotron repräsentierte rund 21 Jahre hindurch
die EDV-Industrie der DDR.“
Das
Kombinat verfügte über das zentrale Forschungs- und Entwicklungszentrum der
DDR zur Rechentechnik, realisierte Entwicklung und Produktion in seinen
Betrieben. Das Kombinat war als Generalauftragnehmer kompletter Rechenzentren
einschließlich der erforderlichen Bau- und Installationsleistungen tätig. Es
hatte Schulungs- wie auch Serviceleistungen für elektronische Rechentechnik
und Büromaschinen zu erbringen sowie in ausgewählten
Anwendungsrichtungen Projektierungs- und Realisierungsleistungen. Zum
Leistungsumfang gehörten ferner die Entwicklung und Produktion von
Ausrüstungen für die Fertigung sowie Prüfung elektronischer Baugruppen und
Geräte, die Entwicklung und Produktion von Befehlsgeräten und eines
Sortiments elektronischer Konsumgüter (Heimcomputer, u.a. ausgewählte
Rundfunkgeräte und tragbare Fernsehgeräte) sowie ab 1979 elektronische
Messtechnik. 1. Kombinatsbildung und -struktur 1969 bis 1990 1.1. Die Rolle der Computertechnik im gesellschaftlichen System der DDR - Grundlage des Wirkens des VEB Kombinat RobotronDie Führungsspitze der SED unter Walter Ulbricht und die Regierung der DDR sahen im Zeitraum ab etwa 1956 und fortdauernd bis 1971, anders als die KPdSU-Parteiführung, die „elektronische Rechentechnik“ (auch als maschinelle Rechentechnik oder Elektronische Datenverarbeitung bezeichnet) als eine der maßgeblichen Triebkräfte für die gesellschaftliche Entwicklung. Folgerichtig erhielten W-Kämmerer und H. Kortum für ihre Leistungen bei der Entwicklung des ersten in der Industrie geschaffenen und insbesondere für die Berechnung optischer Systeme genutzten Computers „OPREMA“ 1955 den Nationalpreis für Wissenschaft und Technik erster Klasse. 1957 wurde der „Wissenschaftliche Industriebetrieb VEB Elektronische Rechenmaschinen“ in Karl-Marx-Stadt (jetzt Chemnitz) gegründet , 1961 in Dresden das Zentralinstitut für Automatisierung (hervorgegangen aus einer Verlagerung von Jena und mit Kapazitäten aus der Auflösung der Luftfahrtindustrie, 1964 umgestaltet zum Institut für Datenverarbeitung „idv“. 1961 wurde auch die Arbeitsstelle für Molekularelektronik Dresden gebildet, 1976 gewandelt zum Institut für Mikroelektronik Dresden IMD, Vorläufer des 2005 noch bestehenden ZMD. Der Zeiss-Rechenautomat ZRA 1 ging 1961 in Serienfertigung, 32 Stück wurden produziert. Die unterschiedlichen Initiativen an Hochschulen und in der Wirtschaft bündelte eingesetzte eingesetzte DDR-Regierungskommission zu dem 1964 dann beschlossenen umfassenden ersten Datenverarbeitungsprogramm der DDR ([29]). Zentrale Aufgabe bis 1970 war es, Datenverarbeitungsanlagen der zweiten Generation unter dem Namen „Robotron 300“ zu produzieren und effektiv in Wissenschaft und Wirtschaft zu nutzen. Dazu wurden umfassende strukturpolitischen Maßnahmen in der Wirtschaft und in der Wissenschaft festgelegt. Es entstand die Basis für eine leistungsfähige Computerindustrie, gemessen im Maßstab des sozialistischen Wirtschaftsgebietes; und im Zeitraum 1960 bis 1971 gab es den stärksten Wirtschaftsaufschwung zu DDR-Zeiten, gekoppelt mit Experimenten in der sozialistischen Planung und in der Wirtschaftsführung … .
Unter
dem ..SED-Chef und Staatsratsvorsitzenden W. Ulbricht kam es um 1970
immer stärker zu Disproportionen in der Wirtschaft. Eine
Energiekrise und Missernten verschärften die Lage. Ideologische
Unterstützung für die Entwicklung der Computerindustrie und Mikroelektronik
gab es aus Moskau nicht; den Wünschen der DDR zur perspektivisch notwendigen
direkten Zusammenarbeit auf diesen Gebieten standen in der UdSSR
Geheimhaltungsvorbehalte entgegen. Offenbar gab es in der Führung der UdSSR
auch ein gewisses Unverständnis für die Bedeutung dieser Technik über die
Raumfahrt- und Kerntechnikbelange hinaus, obwohl Mitte der sechziger
Jahre die UdSSR Erfolge in der Computerentwicklung (BESM 6, URAL-Serie,
Minsk-Serie u.a.m.) als Ergebnisse einer von der Basis getragenen Initiative
nachweisen konnte.
- Eine Phase der spontanen Entwicklungen ab 1950, in der die Computerpioniere die Entwicklung im wesentlichen selbst bestimmten.
- Ein gleitender Übergang zu einer „Aufbruchsphase“ nach der 3. Parteikonferenz der SED 1956, auf der Ulbricht die Anwendung elektronischer Rechentechnik gefordert hatte. Initiativen zu Taten gingen in jener Zeit von Einzelpersonen aus und einzelne Vorhaben zur Rechentechnik/Elektronik wurden durch die Zentrale gefördert. Die systematische, konzentrierte Entwicklung der Rechentechnik setzte erst 1964 ein, gegründet auf das beschlossene DV-Programm und eine Entwicklungskonzeption zur Elektronik ([30]). Es begann die Kernzone der Aufbruchsphase. Die EDVA Robotron 300 (2. Computergeneration) ging 1968 in Serienfertigung, bis 1972 wurden davon 346 in der DDR installiert. Der Einstieg in die dritte Computergeneration in Kooperation mit anderen RGW-Staaten im Rahmen eines „Einheitlichen Systems elektronischer Rechentechnik (ESER)“ wurde 1968 vollzogen, die notwendigen Begleitmaßnahmen in der Wirtschaft und in der Bildung wurden zügig realisiert; Presse, Funk und Fernsehen begleiteten offensiv und konstruktiv die Aktivitäten. Die SED agierte in allen Ebenen. Mit dem Abgang Ulbrichts endete abrupt diese Entwicklung.
- Es folgte eine Phase der bewusst gebremsten Entwicklung und Anwendung der Rechentechnik ab 1971, deutlich sichtbar an der Reduzierung der an Themen der Rechentechnik im Kombinat Robotron tätigen Personen, an den Investitionen im Kombinat Robotron und am nahezu konstanten Bestand an EDVA ab 1972 (s. u.).
1983 setzte eine bis 1990 währende Phase ein, in der von der politischen Führung der Rechentechnik wieder Bedeutung beigemessen wurde, vom Wirtschaftssekretär des ZK der SED G. Mittag zur einer CAD/CAM-Euphorie gesteigert, 1986 ergänzt um ein „CIM“- Programm. Rechentechnik spielte damit indirekt, aus Sicht ihrer Nutzung vorrangig in der Industrie eine Rolle, jedoch fehlte die finanzielle und personelle Stützung durch den zentral vorgegebenen Plan, sowohl im VEB Kombinat Robotron wie bei den Anwendern. Die unter Staatssekretär K. Nendel gebildete „Staatliche Leitergruppe CAD/CAM“ wie auch die später unter Werkzeugmaschinenbau- Minister Dr. R. Georgi geschaffene „Staatliche Leitergruppe CIM-Vorhaben“ hatten keinen Einfluss auf Ressourcenplanungen, sie waren auf Verwaltung und Verteilung des Vorhandenen beschränkt *).
*) Anmerkung Dr. G. Jungnickel: Die genannten „Staatliche Leitergruppen CAD/CAM“ bestanden in der Regel aus den Spitzen- Managern der Kombinate und beteiligten Strukturen. Sie verfügten daher direkt oder indirekt über weitestgehenden Einfluss auf Pläne, gestalteten Bilanzen und waren Herren über die Verteilung zusätzlicher Valutamittel und Prämienfonds und handelten dabei auf der Basis hochrangiger politischer Beschlüsse der SED-Parteiführung. Diese Beschlüsse und entsprechende Staatsplanauflagen waren zuvor von Führungsgruppen, Beiräten usw. mit oft sehr subjektiver Interessenlage den Partei- und Staatsorganen empfohlen worden und hatten nach Beschluss höchste Priorität im Staatsplan. Die o.g. "CAD/CAM-Euphorie" hatte speziell bezogen auf das ESER- Programm der DDR, aber auch für viele andere Industrieprojekte einschneidende Wirkungen. In Ignoranz für Realitäten und wirtschaftliche Effektivität ( Ressourcen, Bauelemente-Basis, Chancen und Valutaerlöse beim Export usw.) und ohne komplexe Betrachtung erforderlicher nachhaltiger Nachfolgetechnologie (Technologie der nächsten und übernächsten Generationen) und des tatsächlichen Bedarfs der Wirtschaft wurde eine sog. 32 Bit Architektur [Basis VAX] mit höchster Priorität in die Bilanzen der Betriebe der Rechentechnik und gravierend in der Halbleiterindustrie eingeordnet, speziell die Entwicklung von firmeninternen Prozessor- SK, was allein schon einen beträchtlichen Zeitversatz bedeutete. Nur wenige Betriebe benötigten derartige Technik wirklich (wie etwa der Schaltkreisentwurf), aber diese hatten ohnehin importierte Anlagen, deren Bedarf lag nicht bei 5-8 Jahre alter Technik! Die erfolgreiche, massiv im Einsatz befindliche ESER- Architektur aber wurde auf niederes Prioritäts-Level degradiert bzw. aus Bilanzgründen für den "Auslauf" vorgesehen. Wenn nach der Wende Mitglieder der „Staatlichen Leitergruppen..“ sich auf ihren absolut fehlenden Einfluss bei der Gestaltung der Strategie bestimmter Bereiche, speziell von Rechentechnik und Mikroelektronik und deren Planvorgaben berufen, so sei die Frage erlaubt, wer denn diese Beschlüsse inhaltlich vorbereitet hat? Das waren doch wohl weitestgehend die gleichen Personen in anderer Funktion. Sich heute auf eine Art "Zwang zur Umsetzung" von Aufträgen zu berufen, denen sie angeblich negativ gegenüberstanden, ist wohl sehr fragwürdig.
Die
Bildung des Kombinates Robotron fällt noch in die Phase gezielter
Förderung der Rechentechnik. Die für das Potenzial des Kombinates
entscheidenden Ressourcen wurden im Zeitraum 1964 bis 1971 geschaffen ([1],
[2], [3], [4], [41]).
Bei
der Wertung des Wirtschaftsgeschehens sollte man davon ausgehen, dass
die DDR in besonderer Weise durch die Wirkungen des 2. Weltkrieges mit
Demontagen und Reparationsleistungen belastet war, auf sozialistische
Planwirtschaft umgestellt wurde und über ein Wirtschaftspotential geringer
als das des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen verfügte. Mikroelektronik,
Computertechnik und Kommunikationstechnik erforderten in besonderer Weise
Wirtschaftskraft und, bezogen auf kleinere Länder, internationale
Arbeitsteilung und Kooperation.
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1.2. Die Bildung des VEB Kombinat Robotron, seine Wurzeln und seine Einbindung in die Volkswirtschaft der DDRZur Vorgeschichte:
1958
wurden die Vereinigungen volkseigener Betriebe (VVB) geschaffen, die etwa in
Form einer Holding die Betriebe, Institute und Wissenschaftlich-technischen
Zentren der jeweiligen Branche vereinten. Für die Branche
Büromaschinen war dies die VVB Büromaschinen (Hauptdirektor W.
Lungershausen), Sitz Erfurt. Die Organisationsform VVB existierte in
der DDR von 1958 bis in den Zeitraum 1968...1978, je nach Branche. |
Zeitraum |
Übergeordnetes zentrales staatliches Organ |
Leitungsorganisation In der Branche |
Betriebe, Institute, sonstige Einrichtungen |
1961-1964 |
Volkswirtschaftsrat der DDR (VWR) |
VVB Sitz
Erfurt VVB-Hauptdirektor W. Lungershausen |
VEB Elektronische Rechenmaschinen Karl-Marx-Stadt (ELREMA), Wissenschaftlicher Industriebetrieb VEB Büromaschinenwerk Sömmerda VEB Optima Büromaschinen Erfurt VEB Büromaschinen Karl-Marx-Stadt VEB Secura-Werke Berlin VEB Schreibmaschinenwerke Dresden VEB Mess- und Zeichengeräte Liebenwerda VEB Bürotechnik Berlin WTZ Büromaschinen Karl-Marx-Stadt Zugeordnet: Mercedes-Büromaschinenwergke AG Zella-Mehlis i.V. |
1964- 31.03.1969 |
Volkswirtschaftrat
der DDR (VWR) Ab 1.01. 1966 Ministerium für Elektrotechnik und Elektronik (MEE) |
VVB Datenverarbeitungs- und Büromaschinen (VVB DuB) Sitz
Erfurt Generaldirektor: |
VEB Elektronische Rechenmaschinen Karl-Marx-Stadtbetrieb (ELREMA) Institut für Datenverarbeitung Dresden (idv), ab 1964 Institut für Elektronik Dresden (ied), ab 1964 Institut für Maschinelle Rechentechnik Dresden (IMR) ab 1967 VEB RAFENA-Werke Radeberg, ab 1966 VEB Kohleanlagen Leipzig ab 1969 VEB Rechenelektronik
Meiningen-Zella-Mehlis ab 1969, vormals VEB Büromaschinenwerk Sömmerda VEB Optima Büromaschinen Erfurt VEB Büromaschinen Karl-Marx-Stadt VEB Secura-Werke Berlin VEB Schreibmaschinenwerke Dresden VEB Mess- und Zeichengeräte Liebenwerda VEB Bürotechnik Berlin WTZ Büromaschinen Karl-Marx-Stadt Ingenieurbüro Erfurt |
Tabelle: Zur VVB Büromaschinen bzw. VVB Datenverarbeitungs- und Büromaschinen gehörige Betriebe und Institute 1958 – 1969
…
Mit Wirkung vom 1.1.1966 wurde der Volkwirtschaftsrat aufgelöst, es wurden wieder Industrieministerien gebildet; die Minister gehörten der Regierung der DDR an. Die VVB der elektronischen Industrie, des Geräte- und des Elektromaschinenbaues wurden zum Industriebereich Elektrotechnik und Elektronik, geleitet vom Minister für Elektrotechnik und Elektronik (1966-1982 O. Steger, 1982-1989 F. Meier), zusammengefasst. Die Ministerien existierten dauerhaft bis zur Auflösung der volkseigenen Wirtschaft 1990. Die Bildung des VEB Kombinat Robotron per 01.04.1969 Die Entwicklung und Produktion elektronischer Datenverarbeitungsanlagen unter Regie der VVB DuB im Zeitraum 1965 bis 1969 setzte die Zusammenarbeit zahlreicher Betriebe, zum Teil unterschiedlichen VVB unterstellt, voraus:
· Der VEB Elektronische Rechenmaschinen Karl-Marx-Stadt (ELREMA) war komplexer Thementräger für die Entwicklung der Hardware und der Operationssysteme Elektronischer Datenverarbeitungsanlagen (EDVA) und trug selbst die Verantwortung für den Systementwurf, die Prozessoren und die Operationssysteme. · Das Institut für Elektronik Dresden (IED) entwickelte Hauptspeicher (Kernspeicher) für EDVA, Plattenspeicher und die zugehörigen Steuergeräte. Das IED war zusätzlich für Forschungsleistungen zur Speichertechnik zuständig. · Das Institut für Datenverarbeitung Dresden (idv) entwickelte Prozessrechner, Rechner zur Kontrolle und Lenkung in Stückgutprozessen sowie Datenfernverarbeitungseinrichtungen; es entwickelte Programmpakete für Anwender-Datenverarbeitungsprojekte, begleitete Ersteinsatzfälle von EDVA und realisierte Pioniereinsatzfälle von Computern zur Steuerung und Kontrolle von Fertigungsprozessen. · Das Institut für Maschinelle Rechentechnik Dresden (IMR), 1965 gegründet, arbeitete als Institut der Deutschen Akademie der Wissenschaften bis 1967 und wurde dann der VVB DuB als Basis für ausgewählte Forschungsarbeiten zugeordnet. Es bearbeitete 1969 Grundlösungen in den Gebieten Lernstrukturen, Struktur- und Zeichenerkennung, Künstliche Intelligenz, Holografie und Syntax von Programmiersprachen. · Verschiedene Betriebe der VVB Bauelemente und Vakuumtechnik, voran der 1958 gegründete VEB Halbleiterwerk Frankfurt /Oder (HFO) und der VEB Kontaktbauelemente Gornsdorf entwickelten, produzierten und lieferten aktive und passive elektronische Komponenten nach Anforderung der Bedarfsträger. · Der VEB RAFENA- Werke war 1966 für die Produktion von Zentraleinheiten der Datenverarbeitungsanlagen, von Prozessrechnern und von Datenfernverarbeitungstechnik verantwortlich gemacht worden und komplettierte die elektronischen Rechen- und Datenverarbeitungsanlagen nach einem Testfelddurchlauf vor der Auslieferung an den Kunden. · Der VEB Keramische Werke Hermsdorf (KWH) fertigte Ferritkerne, Kernspeichermatrizen und Kernspeicherblöcke für Computer. · Der VEB Carl Zeiss Jena verantwortete die Entwicklung und Produktion von Magnetbandgeräten und von computergesteuerten Zeichengeräten. · Der VEB ORWO Wolfen war zuständig für die Entwicklung und Produktion von Magnetbändern. · Der VEB Büromaschinenwerke Sömmerda (BWS) produzierte Lochkartentechnik und entwickelte und produzierte mechanische Serien- und Paralleldrucker. · Betriebe der VVB Nachrichten- und Messtechnik (VVB NuM) lieferten Fernschreibgeräte und Baugruppen für die Datenübertragung. · Dem VEB Bürotechnik (BT), Sitz Berlin, oblagen die Komplettierung der Computersysteme aus Komponenten beim Kunden, die Tests von Technik und zugehöriger Software sowie die Übergabe an den Vertragspartner. Er realisierte damit Warenproduktion. Zum Leistungsspektrum gehörten weiter die technischen Serviceleistungen zur Büro- und Rechentechnik einschließlich aller Ersatzteillieferungen, die Schulungsleistungen für das Techniker- und Bedienerpersonal der Kunden und die Beratung zu Anwenderprojekten. · Der VEB Kohleanlagenbau Leipzig und der ehemalige VEB Projektierungs- und Konstruktionsbüro Außenstelle Leipzig fusionierten am 1.01.1969 zum VEB Robotron- Projekt Leipzig und bildeten ab 01.04.1969 im Zentralvertrieb den Bereich des Direktors für Anlagenbau, der ab 1.01.1974 als VEB Robotron- Anlagenbau wieder juristisch eigenverantwortlich wurde. Dieser Betrieb lieferte dem Anwender komplette Rechenzentren einschließlich Bau und Ausrüstungen und fungierte als Generalauftragnehmer für diese Leistungen. Die Koordinierung aller Leistungen zu Datenverarbeitungsanlagen gründete sich im Zeitraum 1965 bis 1969 auf Kooperationsverträge zwischen den beteiligten Institutionen. Unter den Bedingungen sozialistischer Planwirtschaft mit den Elementen Plan, Bilanz und Vertrag als Handlungsgrundlage war die operative Arbeit sehr kompliziert, im Falle der Zusammenarbeit an der Realisierung der Datenverarbeitungsanlage Robotron 300 (1965 bis 1971) gelang dies mittels Unterstützung der zentralen staatlichen Leitung (Ministerium für Elektrotechnik und Elektronik, Regierungskommission Maschinelle Datenverarbeitung) und insbesondere auf der Grundlage guten Willens der Beteiligten.
Um die erwarteten Vorteile sozialistischen Wirtschaftens bei der Organisation des Einsatzes von Datenverarbeitungsanlagen zu nutzen, wurde 1967 beim Vorsitzenden des Ministerrates der DDR ein „Staatssekretär für Datenverarbeitung“ (G. Kleiber, Kandidat des Politbüros beim ZK der SED) berufen, der die dem Ministerrat obliegenden Koordinierungsfragen bei der Schaffung und dem Einsatz von Rechentechnik wahrzunehmen hatte und konkret die EDVA- Einsatzvorbereitungen in allen Bereichen der DDR koordinierte. .. Diese Rolle wurde von Honecker 1972 im Zuge seiner neuen Linie wieder abgeschafft.
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[Zur internationalen Zusammenarbeit der sozialistischen Staaten ]
Am 13.08.1968 vereinbarten im Auftrage ihrer Organisationen Spezialisten aus der UdSSR, VR Bulgarien, der CSSR, VR Polen und der DDR die technischen Grundsätze für ein Computersystem der 3. Generation (vergleichbar mit dem System IBM 360) mit der Absicht, dieses arbeitsteilig zu realisieren. Am 20.12.1968 *) schlossen die Regierungen dieser Länder ein Regierungsabkommen zur Schaffung des „Einheitlichen Systems Elektronischer Rechentechnik (ESER, russisch EC ЭВМ), DDR- seitig im Auftrag der Regierung unterzeichnet vom Staatssekretär für Datenverarbeitung G. Kleiber. Vertreten in der MRK RT waren die am Abkommen beteiligten Länder mit ihren „Nationalen Teilen“, deren Leiter in der Regel Ministerrang hatten (DDR aufeinanderfolgend Staatssekretär Kleiber, Minister Steger, Minister Meier) sowie die Leiter der von der MRK RT berufenen Organe. Der Leiter des UdSSR-Teiles der MRK hatte abweichend von RGW-Regelungen laut Regierungsabkommen in der MRK ständig den Vorsitz. Als Organe der MRK RT fungierten für die Arbeit notwendige Arbeitsgremien, so das „Koordinierungszentrums“ mit Sitz in Moskau, der „Rat der Chefkonstrukteure des ESER“ mit einem Generalkonstrukteur aus der UdSSR (aufeinanderfolgend Krutovskich, Larionov, Prshijalkowski) als Leiter, der „Ökonomische Rat“ und andere ([5],[11]).
Die Planung und Leitung solch komplexer Vorhaben wie die Schaffung von EDV-Systemen mit ihren vielfältigen Hard- und Softwarekomponenten innerhalb der DDR und gar über Ländergrenzen hinweg mit Beteiligung einer Vielzahl juristisch selbständiger Institute und Betriebe war ersichtlich schwer beherrschbar und erforderte folglich eine neue Organisationsform für die Leitung der Wirtschaft. Analoge Probleme traten in anderen Branchen auf, woraus sich für die DDR ein allgemeines Erfordernis ableitete. Auf
Beschluss der SED-Parteiführung und der Regierung wurden daher schrittweise
Volkseigene Kombinate gebildet, ausgerüstet mit mehr Kompetenzen als die
bestehenden VVB im Verhältnis zu nachgeordneten Betrieben. Die in der
Branche tätigen, ihr zugeordneten Potenziale wurden durch die
Kombinatsleitungen neu geordnet und zusammengefasst, teils unter Auflösung
der bis dahin bestehenden Rechtsform als juristisch und ökonomisch
selbstverantwortlichen Institution (Betrieb, Institut). Für das Gebiet der elektronischen Rechentechnik wurde mit Wirkung vom 1.04.1969 der VEB Kombinat Robotron aus Einrichtungen der VVB DuB geschaffen, für die Arbeitsrichtungen Büromaschinen, Datenerfassung und „mittlere Datentechnik“ der VEB Kombinat Zentronik, Sitz Sömmerda (Generaldirektor M. Vogelsang). Die VVB Datenverarbeitungs- und Büromaschinen wurde aufgelöst.
gewählt. Die zum Kombinat gehörigen Betriebe erhielten später alle den Vorsatz „Robotron“ zu ihrem Namen.
Aus dem Statut des VEB Kombinat Robotron vom 31.03.1969 [5]:
Der Grundaufbau des Kombinates ([40]) folgte der Auffassung, dass sowohl die Forschung und Entwicklung für komplexe Systeme als auch der Vertrieb durch stark zentralisierte, leistungsstarke Formationen erbracht werden müssten: In Anlehnung an in Europa allgemein anzutreffende und von der SED-Führung übernommene Tendenzen in jener Zeit wurde daher ein Großforschungszentrum (GFZ Robotron) mit dem Sitz in Dresden aus den selbständigen FuE-Zentren der VVB DuB gebildet *) mit einem Aufgabenprofil, welches vergleichsweise in der BRD dem der Großforschungseinrichtung „Gesellschaft für Mathematik und Datenverarbeitung (GMD)" ergänzt um Frauenhofereinrichtungen, entsprach, jedoch auch den Bereich betrieblicher Entwicklungsstellen überdeckte. Die Vertriebs-, Techniker-, Schulungs- und Anlagenbaueinrichtungen für den Gesamtkomplex der Rechen-, Büro- und Organisationstechnik wurden in einem Zentralvertrieb genannten Komplex territorial verteilter Einrichtungen mit dem Leitungssitz in Dresden zusammengefasst. Die Potenziale des Zentralvertriebs waren basisnah tätig; in Leipzig befand sich mit dem im Zentrum der Stadt neu errichteten Schulungszentrum, dem zentralen Ersatzteillager und dem Anlagenbaubetrieb ein Hauptteil dieser Kräfte, in Berlin und in Dresden war traditionell bedingt eine weitere Konzentration von Vertriebs- und Servicekräften vorhanden.
Gemäß Thema gekürzte Fassung ;
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