Vorgeschichte der Informationstechnik der DDR vor 1970
R300 in Moskau
Beiträge zur DDR- Geschichte des EinheitsSystem der Elektronischen Rechentechnik (1968-1990)
Rechentechnik der DDR im ESER Der internationale Vertragsrahmen Arbeitsumfeld des ESER in der UdSSR Arbeitsumfeld des ESER in der DDR
Produkte und ROBOTRON-Teams Rückblicke & Anmerkungen zur IT    
 
Vorgeschichte der IT der DDR vor 1970

Zur ESER- Startperiode UdSSR/DDR

Systementwurf und Technologie

Wirtschaftlichkeit des ESER

Zwei Architekturlinien
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Informationsverarbeitung und Rechentechnik in der DDR bis ca. 1970

Die wesentlichsten Fakten zu diesem Thema im groben Überblick :

  • Die Produktion von Büro- und Rechenmaschinen ("Addiermaschinen", "Buchungsautomaten", etc.) hatte auf dem Gebiet der ehemaligen DDR gute Tradition. Hier war vor dem 2. Weltkrieg etwa 80% der Büromaschinenindustrie Deutschlands angesiedelt. Bereits 1950 wurde wieder ein hoher Leistungsstand erreicht und die Vorkriegs-Produktion übertroffen. Trotz solcher günstigen Voraussetzungen vergrößerte sich der Abstand der DDR-Rechentechnik zu den westlichen Industrieländern zusehens. Unter anderem behinderte die hochentwickelte elektromechanisch oientierte Büromaschinenindustrie noch bis in die 60er Jahre hinein die Umsetzung von Innovationen und damit eine schnelle Entwicklung auf dem Gebiet der Rechentechnik. ( So hatte z.B. die UdSSR einen enormen Bedarf an den walzenprogrammierbaren elektromechanischen Buchungsmaschinen der Klasse A170, welche auch extrem günstige Serviceeigenschaften hatten. Der Umstieg auf elektronische Kleinbuchungsmaschinen im Buchungsmaschinenwerk Ascota Karl-Marx-Stadt war wirtschaftlich mit Marktverlusten und Rentabilitätseinbrüchen verbunden)

  • Erster elektronsicher Digitalrechner war der Zeiss-Rechenautomat (ZRA 1) auf Basis der Arbeiten an der " Optik Rechenmaschine (OPREMA ) " im VEB Carl Zeiss Jena . 1952/53 ist Startpunkt dieser Konzeption der Optik Rechenmaschine  durch Wilhelm Kämmerer und Herbert Kortum . Ihre Konzeption wurde seit 1954 umgesetzt und war damit der erste programmierbare Digitalrechner, der in der DDR entwickelt wurde. Die ZRA 1 war anfällig (Bauelemente), die Softwarausstattung bescheiden, Produktionskapazitäten waren total unzureichend und nicht zum Porfil von Zeiss passend.

  • Die DDR- Regierung erkannte die Bedeutung der elektronischen Rechentechnik und Datenverarbeitung Mitte der 50er Jahre, später als westliche Industrieländer diesen Trend einschlugen. Auf der 3. Parteikonferenz (24. - 30. März 1956) hatte Walter Ulbricht dennoch ausdrücklich die Entwicklung der Rechentechnik gefordert:

     

    "Wir müssen in der Zeit des zweiten Fünfjahrplanes mit einer neuen industriellen Umwälzung beginnen. Das heißt: die Kernenergie auf den verschiedenen Gebieten für friedliche Zwecke ausnutzen, die weitestgehende Mechanisierung und Automatisierung der Produktion herbeiführen, bestimmte Arten geistiger Tätigkeit maschinell zu lösen, zum Beispiel durch die Produktion von Elektronenrechenmaschinen sowie die Entwicklung der Halbleitergeräte für verschiedene Zwecke."

     

  • Der Forschungsrat der DDR (Beirat für naturwissenschaftlich-technische Forschung und Entwicklung beim Ministerrat der Deutschen Demokratischen Republik, am 6. Juni 1957 auf Ministerratsbeschluß gegründet) beschloss 1957 folgede Liste der zu fördernden und überwachenden Schwerpunkte , und erhöhte nachfolgend Priorität für Rechenaggregate und Halbleitertechnik. Sie umfaßte :

    Geologische Forschungen
    Neue Werkstoffe
    Automatische Maschinen
    Meß- und Regeltechnik
    Kunststoffe
    Luftfahrtindustrie
    Elektronische Rechenaggregate
    Halbleitertechnik
    Mechanisierung der Landwirtschaft
    Kernphysik
  • Leider waren anfänglich ideologische Positionen der UdSSR- Führung zur imperialistischen Rolle der Kybernetik auch eine Bremse in der Dynamik der dringenden Entwicklungen in der DDR, obwohl in der UdSSR selbst durch Rüstungsprogramme ( >Vorgeschichte der IT der UdSSR vor 1970 ) die Entwicklung der elektronischen Rechentechnik forciert wurde.

  • Im Zuge der Beschlüsse der 3. Parteikonferenz wurde dann 1957 durch Gründung des wissenschaftlichen Industriebetriebes VEB Elektronische Rechenmaschinen Karl-Marx-Stadt ein Zentrum für die Entwicklung neuer elektronischer Rechentechnik geschaffen , das bis 1990 erfolgreich tätig war ( integriert in verschiedene Einrichtungen). Eine umfangreiche Darstellung der Geschichte des VEB Elektronische Rechenmaschinen Karl-Marx-Stadt ist in der Ausarbeitung für die Zeit bis 1980 zusammengestellt Abriss der Geschichte des ESER- Entwicklungszentrums Karl- Marx- Stadt von ELREMA bis Fachgebiet Geräte (1980

  • Mit Regierungsbeschluss "Programm zur Entwicklung, Einführung und Durchsetzung der maschinellen Datenverarbeitung in der DDR" wurde in den Jahren 1964 - 1970 ein neuer Industriezweig geschaffen. Umfangreiche Investitionen zur Entwicklung und Produktion elektronischer Datenverarbeitungsanlagen im Bereich DuB und in Zuliefer- Bereiche erfolgten , wie verschiedene Halbleiter- Standorte (Frankfurt/O., Erfurt, Dresden ) und andere Komponententechnologien ( Kontaktbaulemente und Leiterplatten).

  • Am 1.04.1969 wurde schließlich in Dresden mit dem VEB Kombinat ROBOTRON ein leistungsfähiges Zentrum geschaffen

© Dr.Jungnickel