Zum Thema dieser Seite .. nach 1985 empfehlen sich
der Artikel V. V. Prischijalkowskij >
UEBERBLICK ESER_de
und speziell die Abschnitte 3 und 4 des Artikels zur Gesamtgeschichte
des NIZEWT bis 2003 (NIZEWT 2003_de
)
Es ist auch nach einer Zeit von 17 Jahren eher nicht
möglich, die Zeit ab ca. 1985/86 in der UdSSR mit der gebotenen
Komplexität und Kompetenz und den fehlenden Informationen über viele
Internas rund um das MinRadioProm und die Politik Gorbatschows zur
weitreichenden Konversion der Militärindustrie kurz zu kommentieren.
Da aber sehr direkte Parallelitäten heute öffentlich sind, die auch
unsere Arbeit in der DDR direkt betrafen und einen gewissen allgemeinen
historische Wert haben, hier wenige Gedanken und Zitate:
- die konstruktiv- technologische
Basis für ESER- Mainframes stellt höchste Ansprüche an eine
Volkswirtschaft, ihre Verfügbarkeit in Spitzenqualität entsprach
im Verlaufe der gesamten ESER- Geschichte in der UdSSR nicht
den hohen Anforderungen. Aber in den Jahren 1985/86 kulminierten
die Widersprüche, ausgelöst oder besonders herausgestellt durch
eine neue Strukturpolitik unter Gorbatschow extrem. Daher kommt
V.V. Prschijalkowskij zu der Feststellung sicher auch "
.. 1984 wurden die großen IBM – Rechner mit Master- slice –SK
gefertigt , wie auch die Rechner der Firmen Amdahl, Fujitsu,
Hitachi. Die Architektur der IBM /370 erhielt eine wichtige
Erweiterung bzgl. der 24 bit Adresse und bzgl. des Stoßbetriebes
der Kanäle. Zum Zeitpunkt des Entwicklungsabschlusses
des ESER- Reihe 3 waren LSI MS-SK in der UdSSR aber nicht verfügbar.
Eine derartige Architektur mit MSI- SK zu bauen war völlig
gegenstandslos vom Standpunkt der Größe, Zuverlässigkeit, und
Leistungsaufnahme. Daher war für die zweite Etappe der Reihe
3 des ESER- EC 1037, 1047, 1067 keine Bauelemente- Basis
vorhanden und dieser Teil des Programms blieb praktisch
unrealisiert."
- Die DDR hatte sich entsprechend
den RCK- Beschlüssen mit einer EC 1057 erfolgreich der neuen
Architektur genähert, soweit die Bauelemente das ermöglichten
... . 176 Maschinen EC 1057 wurden produziert.
- Als Vorläufer zur Realisierung
der ESER-„Reihe 4“- Prinzipien nach /XA - Architektur
wurde die Entwicklung der EC 1087.20 betrieben , erstmals mit
Master- Slice- Gate- Aray- SK . Nähere Einzelheiten dazu können
der Beschreibung/ Datenblatt der EC 1087(
EC 1087.20 .de ) entnommen werden.
Der russische Text steht hier zur Verfügung(
EC 1087.20_ru)
.
- Die Konzeption zur Schaffung
des ESER-„Reihe 4“ wurde auf der 27. Tagung der MRK RT
im Mai 1987 befürwortet und betraf ein Programms zur Schaffung
technischer und programmtechnischer Mittel des ESER-4 („ Reihe
-4“), welche vorgesehen sind für „die Lösung eines breiten
Spektrums von Aufgaben in Rechnernetzen und Zentren kollektiver
Nutzung, verschiedenen Automatisierungssystemen und Automatisierten
Projektierungssystemen, mit technisch-ökonomischen Parametern
auf den Niveau des Weltstandes und mit einem um 2-3 mal
verbesserten Leistungs-/ Kostenverhältnis gegenüber den Maschinen
der „Reihe 3“, mit erhöhter Zuverlässigkeit auf Basis
von LSI und VLSI – SK , mit breiter Nomenklatur von Peripheriegeräten
, darunter auch zur Nutzung von Systemen mit Bildverarbeitung
und grafischen Daten , geräte- und programmtechnischen Mitteln
zur Steuerung von Daten- und Wissensbanken und mit verbesserter
Programmausstattung“. Die leitenden DDR- Spezialisten
verstanden damals diese übertriebenen Worthülsen als das , was
sie waren: eine Botschaft an die herrschenden Politiker, die
genau das hören wollten...
- Das (UdSSR) Programm ESER-4
sah die Entwicklung von 3 Basis-Maschinen ЕС–1130, EC1170 und
EC 1181 mit einer Leistung von entsprechend 2, 5–8 und
30 MIPS vor. Außerdem wurde entsprechend Forderung von Anwendern
bei der Formierung des Programmes noch die Schaffung eines Terminal-
Rechners EC 1107 mit integrierten Mitteln der Netzverarbeitung
und eine Super- EDVA 1191 mit 1 Mrd. MIPS (!) aufgenommen.
- Die DDR plante die Entwicklung
der EC 1150 in zwei Etappen: 5Mips und 15-20 MIPS, sowie mehrerer
PC und eine umfangreiche Terminal- und Peripherienomenklatur,
- Die einzige fertig gestellte
EDVA, die zur Reihe 4 zu zählen ist, war die EDVA EC 1130.
Sie wurde auf Basis von 11 Typen des Mikroprozessorsatzes
K1800 entworfen, der in der Vereinigung „Venta“ in Vilnjus
produziert wurde. Das waren Schaltkreise mittleren Integrationsgrades,
aber unter den entstandenen Bedingungen waren sie für die EDVA
EC 1130 vertretbar. Die Entwicklung wurde 1989 abgeschlossen.
Bei 5- facher Steigerung der Leistung gegenüber EC 1036 brauchte
sie nur das halbe Volumen, 2-mal geringere Fläche und 5-mal
weniger Energie. Wieder einmal war klar demonstriert,
welche entscheidende Rolle die Mikroelektronik-
Basis für die technisch- ökonomischen Parameter besitzt.
Unter komplizierten wirtschaftlichen Bedingungen wurden
230 Maschinen dieses Typs verkauft. Mit dem Zerfall der UdSSR
begannen Lieferprobleme der Schaltkreise aus Litauen und Absatzprobleme
in Russland. 1995 wurde die Fertigung der EC 1130 eingestellt.
-
Die Möglichkeit, die MS-SK (Matrix- Schaltkreise) I 300 B
( ca. 1200 Gatter pro Kristall ) zu geliefert zu erhalten, ergab
sich für das NIZEWT erst im Jahre 1993-1994.
Bei schwierigster Finanzlage und nach Weggang vieler tragender
Spezialisten war es nicht mehr möglich, in der EC 1181 die erweiterte
Architektur IBM370 /XA vollständig zu realisieren. Trotzdem
konnten die Entwicklungsarbeiten an der
ЕС-1181 und ЕС-1195 abgeschlossen
werden. Die ЕС-1181 (Chefkonstrukteur Chramzow, I.S. )
- das letzte ESER- Modell ЕС ЭВМ für universellen Einsatz,
wurde gemeinsam mit der Minsker Produktionsvereinigung
für Rechentechnik (МПО ВТ ) bearbeitet. Bild
oben : EC 1181 . Dank der Matrix- LSI- SK I -300 , die
letztendlich doch durch das Selenograder Werk "Mikron" geliefert
wurden, hatte sie ausgezeichnete technische Daten. Allerdings
hatte sie wegen der allgemeinen Wirtschaftskrise
keinen kommerziellen Erfolg.( siehe
dazu auch den ausführlichen Artikel zur Geschichte des NIZEWT
(
NIZEWT 2003_de
). Das Bild oben zeigt
die EC 1181- eine Maschine "fast" "Reihe 4- Architektur"
in ECL- Master- Slice-Technologie
1993/94
galten in der Russischen Föderation die gleichen Mechanismen eines
weltweit offenen Marktes mit reiner
Konvertierbarkeit des Rubel in $ für den Kauf auf dem Weltmarkt,
wie in Ost-Deutschland nach 1990. ..ein Teil- Team des NIZEWT produzierte
noch einige "graue" IBM- Systeme "IBM ES 9000" auf Basis von Baugruppen-Importen,
aber das Hauptgewicht der Arbeiten ging hin zu "Professional Services"
für Mainframe- Anwender, zu Arbeiten, die nur beste Spezialisten
vor Ort ausführen können..., darunter bei Anwendern, deren strategische
Position nur die Mitarbeit durch besonders zertifiziertes Personal
erlaubt.
Übrigens :
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