Nachfolgende
Haupt- Aspekte
der Geschichte und der Entwicklung der Hauptrichtungen der Rechentechnik
in der UdSSR spielen eine wesentliche Rolle . Sie gelten sowohl
im Zeitraum vor Gründung des ESER ( ca. 1948- 1970 ) , als auch
parallel zur Entwicklung des ESER
1) Dominanz der Entwicklungen für den Verteidigungskomplex
Die Entwicklung der Rechentechnik/ Informationstechnologie
in der UdSSR war besonders in ihrem Start-Zeitraum absolut
dominiert durch das Wettrüsten , in dessen Kern das Atomprogramm
und die Rüstungsprogramme der strategischen Teilstreitkräfte standen.
Das Land mobilisierte unter Verantwortung zentraler Planungs- und
Leitungsgremien, die den militärisch- industriellen Komplex koordinierten,
riesige Kräfte aus Wissenschaft und der Wirtschaft. Wissenschaftliche
Berechnungen zu physikalischen Grundlagen der Kernenergetik, der
Aerodynamik und analoge Aufgabenstellungen, aber auch Aufgaben zum
strategischen Monitoring ( wie etwa Raketenfrühwarnsysteme, Anforderungen
an Echtzeitrechner für Steuerungen usw.) stellten in enormer Breite
und Spezifik höchste Anforderungen sowohl an die numerische Mathematik
und die Software, als auch an die Leistung der Rechentechnik.
Unter höchster Geheimhaltung und Isolation untereinander
und vom zivilen Bereich wurden verschiedene Entwicklungsrichtungen
und Architekturen betrieben. Dieser Hintergrund führte
auch zu Architekturentwicklungen für verschiedene strategische
Projekten, die vorrangig in Akademie- Instituten auf einer eigenen
Rechner- und Programm- Basis liefen und von hervorragenden Wissenschaftlern
und Technikern geleitet wurden. Dabei leistete die sowjetische Wissenschaft
Beachtenswertes, bestimmte Ergebnisse waren führend in der Welt.
Das war aber auch mit Vielschichtigkeit und Zersplitterung
der Kräfte verbunden. Elemente der Konkurrenz der einzelnen
wissenschaftlichen Schulen und regionalen Zentren untereinander
begünstigten diese Erscheinungen.
Die wissenschaftlichen Wurzeln und das Image
dieser Schulen wirkten auch in der ESER- Zeit und sind auch heute
ein wichtiger Motor der Entwicklung in Russland.
Der übersetzte Artikel /Autor: E.
N. Filinow
Geschichte der Anwendung
universeller Digitalrechner in den Atom- und Kosmosprogrammen
der UdSSR
bietet einen weitgespannten Einblick in
die Geschichte der Entwicklung dieser strategischen Bereiche
in der UdSSR und der Rolle der sowjetischen Rechentechnik
und numerischen Mathematik. Es wird u.a. deutlich, dass
Computerarchitekturen, Verfahren der angewandten Mathematik
und weitere Hochtechnologien tiefe historische Wurzeln
im Bereich der AdW UdSSR/RAN hatten und haben. Die Spezifik
des innovativen Zuganges zu neuen Architekturen im High-end-Bereich
bestand darin, dass Wissenschaftler mit dem Blick auf bestimmte
Klassen von numerisch- algorithmischen Forderungen eine
bestmögliche Architektur suchten. Das gelang in einigen
sowjetischen Akademieinstituten - weit vor Start des ESER-
Programms- auf hervorragende Weise. Die Komplexität von
Aufgabe , numerischen Verfahren und Architektur in einer
Einheit schufen dafür ein besonders produktives Klima.
Dr
Artikel hilft auch, den Platz des ESER in der RT/IT- Landschaft
der UdSSR besser einzuordnen und scheinbaren Parallelismus
in der UdSSR zu verstehen.
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Die Orientierungen und Entwicklungen auf Höchstleistungen
und spezifische Parallelalgorithmen waren jedoch keine Basis, eine
moderne IT- Technologie in Großstückzahlen aufzubauen,
die Technik war in der Regel für Superleistungen am Rande des Machbaren
konzipiert, eine Massenfertigung war technisch und wirtschaftlich
unmöglich. Die dringend erforderlichen Arbeiten an modernster
Peripherie ( wie etwa Plattenspeicher) wurden in Akademiekreisen
zudem vernachlässigt. Der "Akademie- Ansatz" war aber
auch organisatorisch wenig geeignet, Industrie- Technologie für
Großserien zu entwickeln.
2) Intensivierung und Unifizierung der Entwicklungen
für breite Anwendungen der RT in der Volkswirtschaft
Mitte der 60-ger Jahre wurde für die verantwortlichen
Strategen und Fachleuten der UdSSR die Notwendigkeit immer klarer,
durch breite Anwendungen der RT / Datenverarbeitung für die
Bearbeitung großer- gesamtwirtschaftlicher- Aufgaben
in der Volkswirtschaft ( wie etwa Automatisierungssysteme
für Lenkung und Leitung ) aber auch durch Optimierung komplexer
technologischer Objekte ( wie etwa Automatisierungssysteme für technologische
Prozesse ) die Volkswirtschaft effektiv und schnell zu entwickeln.
Es entstand mit kräftiger Unterstützung durch Partei- und Staatsführung
ein zweiter Schwerpunkt der
Planung und Ressourcen-Entwicklung.
Parallel zum Schwerpunkt der Entwicklungen für den
Verteidigungskomplex hatte sich , oftmals parallel , bereits
eine Vielzahl von Rechner- Linien entwickelt , allerdings meist
mit wirtschaftlich unbedeutenden Volumina !
Ein neuer
Ansatz für die breite Anwendung in der
Volkswirtschaft war notwendig . Das betraf zunächst die universelle
Datenverarbeitung( ESER) , später auch die Entwicklung von
Steuerrechnern für Echtzeit- orientierte Aufgaben( SKR) .
Zusammenfassend
zum Thema ESER soll Generalkonstrukteur des ESER
V. V. Prschijalkowskij zitiert werden:
"...
Die Schaffung universeller kompatibler EDVA der 3. Generation
(d.h. der Technologie mit integrierten Schaltkreisen) begann
in der UdSSR 1968, obwohl Konzeptionen und Vorprojekte bereits
1966 /1967 forciert wurden. Damals stieg die Produktion von
EDVA der zweiten Technologiegeneration stark an, dh. es entstand
ein Industriezweig für Mittel der Rechentechnik (RT)- der EDVA-
Entwicklung, der Bauelemente- Basis, externer Speicher, E/A-
Peripherie und deren Zulieferindustrie. Daran waren (vollständig
oder anteilig) 26 sog. Forschungsinstitute (NII) und Spezialkonstruktionsbüros
(SKB) beteiligt. Mit der Produktion von Mitteln der RT waren
mehr als 30 Unternehmen (Werke) befasst. Ein Teil davon unterstand
der Hauptverwaltung für Rechentechnik des Ministeriums Radioindustrie
der UdSSR. Es wurden folgende Typen produziert oder übergeleitet
: БЭСМ-6, "Весна", БЭСМ-3, БЭСМ-4, М-220, "Урал-11", "Урал-14","
Минск-22", "Минск-23", "Минск-32", "Раздан-2", "Наири", "Днепр".
Die extreme Inkompatibilität der EDVA und ihrer
verschiedenen Speicher- und Peripheriegeräte erschwerte gewaltig
die Entwicklung automatisierter System der Informationsverarbeitung.
In dieser Zeit wurde aber vom Staatlichen Komitee für Wissenschaft
und Technik (ГКНТ) z.B. schon im an der Konzeption eines gesamtstaatlichen
Rechnernetzes (ЕГСВЦ) und an großen Automatisierungssystemen
für Industrie-Vereinigungen (Konzerne) und Organisationen gearbeitet.
Es bestand die äußerste Notwendigkeit einer professionellen
Standardisierung der Mittel der RT, ihrer Architektur, Basiskonstruktion,
der Software (Operationssysteme), der Codierung, Interfaces
und Protokolle usw...."
Die Entscheidung
der Regierung der UdSSR aus dem Jahre 1968 zur Schaffung eines Einheitssystems
der universellen Rechentechnik mit einer international führenden
Architektur und die dazu getroffenen mehrseitigen Vereinbarungen
waren daher
ein Meilenstein
von enormer Tragweite zum Aufbau und der Konzentration von Ressourcen
der UdSSR (und später weiterer Ressourcen um die UdSSR) für
die Entwicklung und Anwendung von EDVA in der Breite der Volkswirtschaft.
.
Ungeachtet
dessen bestanden bis Ende der UdSSR mehrere andere wesentliche Architekturen.
Schwerpunkte waren Superrechner ( siehe
"Chronologie
der Hauptereignisse der Entwicklung der Rechentechnik und der Informationstechnologien
1946- 2000 [der UdSSR]
und die Schaffung von Minirechnern.
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